Ganztägige Fotostreifzüge waren die zweite wichtige Methode der Spielleitplanung für die Bestandserhebung mit Kindern und Jugendlichen. In kleinen Gruppen mit jeweils drei bis sechs Kindern oder Jugendlichen, äußerten sie direkt vor Ort ihre Eindrücke von Stadträumen, aber auch von geheimen Pfaden oder versteckten Spielorten. Die Begleiter durften damit unmittelbar an deren Lebenswelt im Quartier teilhaben.
Mit Fotokamera ausgestattet um wichtige Orte festzuhalten, wurden Streifzüge mit 122 Kindern und Jugendlichen durchgeführt. Streifzüge sind direkter und lebensnäher als Fragebögen und damit grade für junge Kinder besser geeignet.
Die Kinder und Jugendlichen geben dabei eigenverantwortlich die Route des jeweiligen Streifzugs vor. Sie weisen auf das hin, was sie bewegt, zeigen die Orte, die für sie wichtig sind. Den Begleitern fällt die Aufgabe zu, die Aussagen möglichst authentisch zu protokollieren und zu Erzählungen anzuregen.
Die gewonnenen „Expertenmeinungen“ liefern detaillierte Informationen sowohl über gern aufgesuchte und angenommene Orte, als auch über Konflikte und Probleme des Gebiets. Vorstellungen und Ideen zur Veränderung entwickelten sich daraus fast automatisch. Echtes „Insiderwissen“ zur Kinder- und Jugendfreundlichkeit des Gebietes ließen sich insbesondere durch diese Methode gewinnen.
Wege und Auswertung der Fotostreifzüge
Obwohl die Ausgangspunkte der Fotostreifzüge im Gebiet quer verteilt lagen, zogen viele der Gruppen von bis zu fünf Kindern mehrheitlich in die nördlichen und östlich angrenzenden Gebiete, statt im Untersuchungsgebiet zu bleiben.
Der Weiße See sowie das Komponistenviertel waren positive Anziehungspunkte für die Beteiligten und lieferten Beispiele für die anzustrebende Situationen im Untersuchungsgebiet. Auffallend war, dass insbesondere der Süden und Osten des Gebiets aufgrund mangelnder Angebote gemieden wurden.
In sehr persönlichen Streifzügen zeigten die Kindern und Jugendlichen ihren erwachsenen Begleitern offizielle und inoffizielle Spielorte, erlaubte und entdeckte Wege, Möglichkeiten und Hindernisse des Spiels im öffentlichen Raum. Die begleitenden Planer wurden zu versteckten Clubhäusern oder geheimen Spielverstecken mitgenommen, erfuhren aus direkten Berichten Informationen über das Gebiet, die sich aus keiner Publikation oder Statistik entnehmen lassen. Echte kinder- und jugendgerechte Planung des Stadtraumes kann nur so und nicht am „grünen Tisch“ gemacht werden.
Die Ergebnisse der Fotostreifzüge wurden von den Beteiligten auf eigenen Plakaten mit Fotos und Karten festgehalten. Zusätzliche wurden insgesamt über 300 mündliche Aussagen zu mehr als 100 Einzelorten im Untersuchungsgebiet aufgenommen und bildeten einen wichtigen Teil der Grundlagen für die weitere Planung.